Ikombe , Donnerstag 4. September
Die Ausbildung geht langsam voran. Jetz sind alle dabei, sich einen Werkzeugkasten zu bauen.
Die zweite Hobelbank haben wir fertig gebaut und verkauft. Die klamme Kirchengemeinde hat Geld nötig.
Heute war ich auf meine Bitte hin Gast im Ältestenrat der Kirchengemeinde.
Ich habe zwei Dinge gegen den faulen Pfarrer durchgesetzt: die Schlüsselgewalt zu den Werkzeugen und Maschienen wird auf neben mir drei Leute meines Vertrauens beschränkt. Und zum Zweiten werden die Einnahmen aus allen Verkäufen von Gegenständen, die während der Ausbildung hergestellt werden wie folgt augeteilt: die Häfte geht in die Kirchenkasse, ein Fünftel wird für Anschaffungen, Verbrauchsmaterialien und Benzin zurück gelegt und dreissig Prozent bleiben bei Anania, Baraka und den Mwanafunzis zur freien Verfügung.
Aber ein Problem haben wir seit letztem Freitag. Bei der geplanten Rückfahrt vom Markt sprang der Motor nicht mehr an.
Seit Tagen bin ich am Fummeln, versuche übers Internet (was zZt sehr schwächelt) klüger zu werden und Frage einen Freund und meinen Bruder um Rat. Ich konnte ein Messgerät auftreiben und allerlei Fehlerquellen ausschliessen.
Heute habe ich den Anlasser ausgebaut, zerlegt und durchgemessen. Der war voller Dreck, weiss der Himmel, wie der da reingekommen ist. Teilweise Glas- oder Kohlefaserfaser. Ein paar Windungen am Anker scheinen hinüber zu sein. Muss wohl ein neuer her. Wird schwer!
Drei Tage scheint kaum die Sonne. Meine Solarbatterie ist runter.
Es gab derartige Wellen, dass ich auch nicht zum Schwimmen gekommen bin.
Heute habe ich mein Bett auf zwei Meter verlängert. Das wird jetzt ein entspanntes Schlafen!
Sonntag 7. September Matema
Es ist Sonntag und ich sitze in Matema bei Thomas (bluecanoelodge.com) und trinke meinen dritten Kaffee. Eben haben wir die Startereinrichtung vom Aussenborder noch mal auseinander genommen und dabei wiederum festgestellt, dass der Anker im Arsch ist. Aber hier unten fängt man an, auf Wunder zu hoffen…
Aus dem See sind Milliarden Eintagsfliegen aufgestiegen und kommen als schwarze Wolke heran. Nach dem Glauben der Einheimischen stammen die aus dem Maul eines grossen Fisches.
Zum Thema Bevölkerungswachstum:
Das Gesundheitsministerium zeigte sich besorgt über das anhaltend hohe Bevölkerungswachstum von 3% pro Jahr (andere Quelle: 2,7%), womit Tansania weltweit mit die höchste Zuwachsrate aufweist. Jährlich nimmt die Bevölkerung damit um 1,3 Mill. zu. Die derzeit auf 44,5 Mill. geschätzte Bevölkerung wird sich bei gleichbleibendem Wachstum in 26 Jahren verdoppeln. Dieser rasante Zuwachs überlastet die sozialen und wirtschaftlichen Systeme wie Bildung, Gesundheit, Wohnungsbau, Wasser- und Stromversorgung.
73% der Tansanier/innen sind unter 30 Jahre alt und Arbeitsplätze sind Mangelware. Daher wird befürchtet, dass die UN-Jahrtausend-Ziele (v.a. Armutsbekämpfung, Bildung, Umweltschutz, Halbierung von Mütter- und Kindersterblichkeit – http://www.undp.org) in Tansania verfehlt werden. Eine optimistischere Prognose gibt das Nationale Statistikbüro: während zur Zeit etwa 60% der Bevölkerung als Abhängige nichts produzieren (44% unter 15-Jährige, 5,6% über 60-Jährige), wird sich mit zunehmender Familienplanung das Verhältnis zu Gunsten der produzierenden Bevölkerung verschieben.
Empfängniskontrolle betreiben landesweit 27% der Frauen. In der Region der Seen (Mwanza) liegt der Prozentsatz am niedrigsten: nur 14%. Regierung und verschiedene NRO zielen darauf ab, diese Rate bis 2015 mit Programmen zum Mütter-Gesundheitsschutz auf 60% anzuheben.
Bei einer Konferenz zu den Ergebnissen der Volkszählung von 2012 forderten viele Teilnehmende massive Anstrengungen, die Familienplanung, vor allem bei Jugendlichen, zu fördern. Nur so könne eine Überbevölkerung und anhaltende Massenarbeitslosigkeit vermieden werden. Die wirtschaftlichen Erfolge von Ländern wie Brasilien, Thailand und Vietnam seien mit auf eine erfolgreiche Familienplanungs-Politik zurückzuführen. Die Organization „Advance Family Planning“ (www.advancefamilyplanning.org) begrüßte die „historische“ Erhöhung der für das neue Finanzjahr geplanten Aufwendungen für Familienplanung um 250% von Tshs 1 Mrd. auf 3,5 Mrd.
Eine internationale Familienplanungskonferenz hatte 2012 in London USD 4,6 Mrd. zugesagt, um bis 2020 380 Mill. Frauen in Entwicklungsländern Zugang zu geplanter Mutterschaft zu ermöglichen.
DN 16.12.13; 18.02.;08.05.; 18.07.14; Guardian 06.,13.07.14