Meldung vom Lande

Winter 2022. Es ist eigenartig im Lande… Die Coronahysterie führt zu den abstrusesten Reaktionen auf der Strasse, in den Parlamenten und in den Köpfen. Die letze aller Mutationen (liebevoll Omikron genannt) scheint wohl doch nicht viel mehr als eine Grippe zu sein. Mit Genauigkeit kann das niemand sagen. Nun hat aber die Politik in Deutschland einen solchen Anlauf genommen um im Weitsprung eine allgemeine Impfpflicht durchzusetzen, dass sie vor dem Absprung nicht mehr bremsen kann. In der Physik spricht man von Kinetischer Energie. Im Zweifelsfall (und ich gehe davon aus) müssen das dann wieder die Gerichte korrigieren.

In Ackermannshof bekommt man von alledem nur aus dem Radio mit. Das russische Sprichwort lautet „моя хата с краю я ничего не знаю“. Ich musste acht Jahre lang russisch lernen. Gemocht hat man das nicht, meine Leistungen waren lediglich befriedigend. Dieses Sprichwort liess dann mein Russischlehrer des öfteren in meine Richtung fallen: „Meine Hütte steht am Walde, ich weiss von nichts“.

Der Winter ist eher nass und stürmisch denn kalt. Hoffentlich kommt mal etwas von den Niederschlägen im Grundwasser an! Sonst wird aus der Streusandbüchse Brandenburg eine Wüste.

Ein paar kleinere Projekte haben mich beschäftigt und ein grösseres dauert an – die Werkstatterweiterung. Das es bei mir eng ist hatte ich schon oft beschrieben. Die eigentliche Werkstatt ist 10 Meter lang und 3 Meter tief. Die schräge Decke misst Hinten 1,80m und Vorn 2,20m. Das bringt die größte Beschränkung mit sich.

Der Reihe nach: Nummer eins ist die eigentliche Werkstatt mit einem Vordach 6x4Meter (was deutlich hilft). Vordem war da ein Entenstall drinnen und ich habe den Raum 2011/12 ausgebaut. Eine kombinierte Abricht-/Dickenhobelmachine passt da nicht rein und steht hinter der Laube (5). Für einiges an Material, ein paar Werkzeuge und den Kompressor habe ich den Abstellraum (2) in Beschlag genommen. Im rechten Teil des Unterstandes (3) hängt ein Regal für Furniere, dort stehen auch die Furnierpressen. Nun ist für den Rechten Teil des Gebäudes die Nutzung aufgegeben worden. Nach länglichen Verhandlungen, die sich in der Schlussphase um Zentimeter drehten, kann ich meine Werkstatt um 6 Meter nach rechts erweitern (4). Ganz rechts bleibt ein kleiner Bungalow (ich nenn das mal so) mit Glasfront nach Osten. Dafür habe ich wie weiter unten beschrieben eine Glastür gebaut. Ab und an kommt Johannes nach AHof und hilft.

Mein Bruder schickte mir vor einigen Wochen ein Angebot eingestellt bei Ebay-Kleinanzeigen: eine Kettenfräse von Bäuerle. Das Angebot war gut, die Maschine sah top aus. Ein paar mal hab ich das verworfen, dann immer wieder drauf geschaut und mich in das Teil verguckt. Kurz verhandelt und zugeschlagen! Zur Abholung habe ich mein Rennrad ins Auto gepackt und bin dann zwei Tage um Schwäbisch Gmünd geradelt. Schöne Gegend! Danach ging es in die ehemalige Tischlerei und wir haben das Teil von der Wand geholt und demontiert. Viel schwerer als erwartet! Die einzelnen Teile mussten dann auch noch den regennassen Hang hinterm Haus hinauf zum Volvo bugsiert werden. Hinten hing das Auto dann etwas…

Nun ist die Maschine schon mit langen eingeklebten Gewindestangen an die Wand geschraubt und hat seine ersten Zäpfenlöcher gestemmt (oder gefräst). Das erste Werkstück war die Tür zum Bungalow.

Das ist schon mal ordentlich geworden. Inzwischen bereite ich einen 6m langen Unterschrank für die Kappsäge vor.

Da sollen viele Schübe und Auszüge für die Festoolsystainer drunter.

Das sollte dann ordentlich Entspannung bringen. Zwischenzeitlich ist kein freier Platz an den Wänden in der Werkstatt mehr vorhanden. Nun geht es schrittweise voran… Neue Wand rein, alte Wand raus, Ofen versetzen, Elektrik, Farbe, räumen, räumen, räumen…

Gedankensprung: Was sich zwischen Russland, Ukraine und dem sogenannten Westen derzeit abspielt ist schaurig. Putin lässt die Muskeln spielen, das Land (leider auch Gerhard Schröder) folgt ihm und der Westen droht ein wenig. Die Ukraine ist ein Feld von Interessen geworden; hinter den Bergen beobachten die Chinesen und der irre Erdogan die Szenerie und berechnen ihre möglichen Vorteile. Und Deutschland gendert die Außenpolitik! Jetzt kommt auch noch Greenpeace an Bord! Was fällt einem dazu noch ein: gar nichts!

Also konzentriere ich mich auf Möbel. Hier ist ein Drehsessel aus Mahagoni gelandet, an dem der Zahn der Zeit mächtig genagt hat. Das Polster sah von oben noch ganz gut aus. Darunter – wie erwarte – das Grauen!

Wer weiss, wie vielePolster der Stuhl schon im wahrsten Sinne des Wortes ertragen hat… Die zwei Stellen am runden Rahmen, an denen das Untergestell angebracht war, waren total zernagelt sowie „zerschraubt“ und lösten sich in Splitter auf. Die restliche Fläche war ebenfalls arg in Mitleidenschaft gezogen. Ich habe zwei Einsätze aus Esche gefertigt und mit Epoxy eingeklebt. Auch die sonstigen Flächen habe ich mit Epoxy getränkt, grössere Fehlstellen mit Kitt aus Epoxy gefüllt. Epoxy stellt für mich immer nur die letzte Möglichkeit dar, wenn ich Haut- und Knochenleim oder Weissleim bereits verworfen habe.

Die Messingrollen an den Füssen waren hinüber. Ich konnte neue bestellen. Zum Teil waren die Räder mit Konstruktionszement eingeklebt. Da musste dann der Steinbohrer ran um Platz für Dübel zu schaffen.

Der Versuch, das Polster mit Bordmitteln wieder aufzubringen, endete mit der Füllung. Die geborgenen oft verbogenen Polsternägel aus Messing für den Lederbezug waren zu schwach für das Epoxy-getränkte Untergestellt. Das habe ich dann der Firma Türk aus Werder überlassen. Der Meister hat zwar gequält drein geschaut, aber das wieder gut hin bekommen. Die Auflage für das Drehgestell wurde bei einer früheren Überarbeitung schon einmal etwas erhöht, um den Abstand zwischen den sich drehenden Teilen zu vergrössern, damit das nicht schleift. Ich habe mit einem neuen Distanzholz den Abstand noch etwas vergrössert und auf Anraten des Polsterermeisters noch zwei „Auflagen“ von Innen an den Rahmen konstruiert, da die Unterkonstruktion des Polsters schon sehr labil wurde. Hätte man vielleicht alles erneuern müssen – aber irgendwo hört das auch auf, wirtschaftlich zu sein. Bleibt dann als Aufgabe für die nächste Restaurierung. In welcher Zeit dieser Stuhl entstanden ist, weiss ich nicht. Ich schätze zweite Hälfte des 19en Jahrhunderts, so um 1860. Der Drehmechanismus stammt aus London. Darauf ist zu lesen London – Hoxton – Warrens -Patent. Vielleicht hat ja jemand eine Ahnung.

Ich verabschiede mich mit zwei friedlichen Bildern aus Ahof: Die Werkstatt im Nebel und der Vollmond, der durch die Bäume lugt. Gruss aus AHof!

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