Endspurt

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Dienstag Abend, Ikombe

Heute weiss und rot und blau.
Donnerstag wird das Ding vom Stapel laufen.
Morgen übe ich mich in Schönschrift.

Montag, 1. Oktober Ikombe

Gute Arbeit lohnt sich! Der Boden war nach zwei Tagen dicht. Ohne Kalfatern! Ich hatte doch das richtige Gefühl.
Donnerstag schieben wir die Kutsche ins Wasser und Samstag geht es nach Malawi!

Innen schon grün, aussen kommt weiss und rot und blau!

Sonntag im Crack Crokodile

Der Wassertest war negativ. Kommt zu viel raus. Ich glaube, das meiste an Ritzen geht zu, wenn das Ding im Wasser liegt. War lange in Wind und Sonne. Habe gelesen, mann soll es drei Tage ins Wasser legen, die Zeit wird allerdings knapp.

Aber die Tanzanier wollen das anders dicht machen. Kalfatern. Das regional übliche, auch weltweit verbreitete. Dazu braucht man Asphalt und Kapok, so ne Art Baumwolle (Hohlfaser des Kapokbaumes (Ceiba pentandra)). Das wird dann in die Ritzen gehauen. Eigentlich muss man dafür bis Pamba Bay, hunderte Kilometer den See runter. Aber Thomas hatte beides da. Werden wir uns morgen früh an die drei oder vier deutlichsten Leckstellen machen.

Den Aussenborder haben wir aus der Verschraubung geholt und auf das Gestell gehängt. Den ersten Test hat er bestanden, nach dem ich eine Sicherung gewechselt habe. Nicht vorstellbar, wenn das Ding nicht funktioniert hätte. Den Händler habhaft machen? Hier aussichtslos. Mwanza liegt am ViktoriaSee, tausend Kilometer Piste entfernt. Einen Experten kommen lassen? Die machen in der Regel mehr kaputt als ganz… Alles schiesst einem dann durch den Kopf, man wird leicht nervös und ist dann sehr erlöst, wenns doch klappt!

Freitag, 28. September Ikombe

Meine Internetverbindung geht gegen Null.
Innen ist gestrichen, Wellenabweiser ist fertig. Sieht richtig chick aus, fast wie der Bug einer Riva. Morgen wird das aber weiss.
Eine Seite ist komplett zum Streichen vorbereitet. die andere ist morgen Vormittag fertig geschliffen, dann kommt zwei mal Insektenkiller extra strong drauf.
Am Nachmittag werden wir 1000 Lieter Wasser rein schütten, das sollten die Böcke noch tragen. Dann werden wir sehen… Besser, wir sehen nix.
Nebenbei baue ich einen Ständer für den Motor, dann kommt der Batteriekasten und das war es dann.

Dienstag, 25. September Ikombe

Habe mir einen halben Lieter Brühe und einen grossen Pott Africafe mit Cacao gemacht.
Liege nach dem Abendbrot in der Hängematte.
Alle Bänke, der Bord, die Fussleisten sind montiert. Morgen wird innen mit Insektenex behandelt, dann wird es grün.
Der Wellenabweiser ist morgen auch fertig. Das unten beschriebene Problem hab ich in den Griff bekommen! Die Konstruktion funktioniert. Zusätzlich habe ich die auf Spannung gebogenen Bretter von Oben ständig feucht gehalten. Hab ein Laken rauf gelegt, sonst ist es sofort wieder trocken,
Meine Hoffnung war ja, die Bewegung der Seitenplanken weg aus der Verschraubung im Steven zumindest aufzuhalten. Aber es bewegt sich inzwischen wieder zurück!! Das macht mich heil froh!
Wenn nicht so viele Leute meinen würden, dass ich an heilloser Selbstüberschätzung leide, käme ich zu der Aussage: Ich bin genial!
Wenn alles weiter so läuft, wird vor dem Wochenende die erste Dichtprüfung von oben vollzogen.

Sonntag, 23. September Ikombe

Der Dankgottesdienst war nett. Es wurde für mich gesungen und ich habe Geschenke bekommen. Einiges an Töpferware, eine aus Gras geflochtene Liegematte, zwei geschnitzte Einbäume, viele Eier und zwei Hühner. An Eiweissmangel kann ich hier nicht leiden.
Auch Geld haben die Leute gegeben. Die eigentlich keines haben für einen Onkel aus dem Westen…
Heute geh ich noch – wenn die inzwischen immer heisser werdende Sonne etwas tiefer steht – zum Fluss, der aus den Bergen kommt. Ikombe liegt auf einer Art vorgeschwemmten Halbinsel.
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Samstag, 22. September, Ikombe

So sieht von Oben die rundrum laufende Sitzbank aus. Montag werden alle konstruktiven Holzarbeiten zum Abschluss gebracht, dann wird noch etwas geschliffen, es kommt ne Menge InsektenEX rauf und dann die Farbe. Dann ist das schöne Holz nicht mehr sichtbar.

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Letzte Nacht konnte ich gar nicht richtig schlafen, habe lange über das Problem der Planken in Bewegung gegrübelt. Mehreres musste ich verwerfen, der Platz, die Position, das Werkzeug, die noch vorhandenen Schrauben usw. limitieren einiges. Dann habe ich ein kräftiges Kantholz von oben quer in die obersten Planken eingelassen und von unten durch den Steven verschraubt. Gern hätte ich eine längere und stärkere Schraube verwendet. Aber ich bin froh, dass es überhaupt geklappt hat. Beim Bohren durch den Steven war eine andere Schraube im Weg. Zum Glck war die aus Messing. Mit einem HSS Bohrer hab ich das geschafft.
Zumindest müsste der Vorgang des „Herausziehens“ der Planken nach oben gestoppt sein.

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Freitag, 21 September Ikombe

Heute sollte eigentlich Jungfernfahrt sein. Davon ist es ein Stück entfernt. Eine Seite ist komplett fertig, bei der anderen haben wir begonnen, die Bänke anzubauen und nach oben hin abzuschliessen. Das wird Anfang der Woche fertig sein.
Vorn tut sich aber ein Problem auf. Durch den Wellenabweiser (der fast fertig ist) und die stark gebogenen Decksplanken habe ich zu grossen Zug auf die Befestigung der Seitenbohlen am Steven gebracht. Es zieht sich nach oben. Zwar starke aber nur Messingschrauben. Und der Zug muss jetzt schon einige Tonnen betragen. So wie wir Brett für Brett mit Schraubzwingen geackert haben, hätten wir mehrere Autos angehoben.

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Und ich war so stolz, wie dicht das war… Ich muss mir was einfallen lassen, die zündende Idee ist mir noch nicht gekommen. Morgen wird geschuftet, dabei fällt einem immer was ein.

Donnerstag, 20 September zwischen Matema und Ikombe

Ich habe Glück mit den Werkzeugen. Habe fast alles, was man so haben sollte. Ein vernünftiger Falzhobel wär noch hilfreich und ein Schiffshobel. Der, den ich mitgenommen habe, ist ein Totalausfall. Firma Kunz. Ich habe lange dran rumfummelt, es ist nicht wirlich besser geworden.
Der Hobel, den ich gebaut habe, ist die grösste Hilfe bei dem Projekt.

Was fehlt, ist eine gescheite Sammlung bits. Ich habe nur zu den Torxschrauben zwei bits dazu, nach zweihundert Schrauben waren die abgenuddelt.

So bin ich mitten in der Woche schnell nach Matema geradelt (klingt gemütlich, ist aber ein eigenes Fittnesprogramm)

Zum Glück hatte Thomas vom Cracy Crokodile ein paar bits für die TorxSchrauben über. Die zwei, die ich hatte waren aus einer Art Trompetenblech. Trotz aller Mühe war nix mehr zu machen. Hatte sie schon mehrfach angepasst, dabei aber wahrscheinlich den Rest an Oberflächenhärtung zerstört.

Den Tansaniern einen vernünftigen Umgang mit Werkzeug beizubringen ist aussichtslos. Ich predige und predige aber ohne nachhaltige Wirkung. Mir ist unklar, wie man die japanischen Feinsägen derart strapazieren kann, dass sie fast unbrauchbar sind. Ich biege immer wieder aus der Reihe stehende Zähne zurück, manche fehlen schon. Ich würde das nicht schaffen. Die sind bei normalem Gebrauch eigentlich unkaputtbar.

3 Kommentare zu „Endspurt

  1. „Wenn nicht so viele Leute meinen würden, dass ich an heilloser Selbstüberschätzung leide, käme ich zu der Aussage: Ich bin genial!“

    Servus Rainer,

    was den Bau des Bootes und deinen Einsatz betrifft kann man die Selbsteinschätzung unkommentiert gelten lassen!
    Hut ab, kannst stolz auf Dich sein!

    Viele Grüße

    Andreas

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