Der Aufbau beginnt

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Montag, 30. Juni, Ikombe

Samstag hab ich bis fünf gearbeitet und dann ab durch die Berge nach Matema. Unterwegs habe ich einen Local (Schwarzer darf man ja nicht sagen, Afrikaner, Tanzanier sind auch falsch, weil es gibt ja auch Weisse uswusf…) zwischen den Steinen herausgezogen. Der hatte einen zuviel getrunken. Die deutsche Ärztin, die hier seit über zwanzig jahren regelmässig praktiziert, hatte mir dringend abgeraten, allein durch die Berge zu fahren. Da sei schon mal ein Mord passiert, Leute überfallen worden. Von anderen Leuten, die in den Bergen leben.
Ich hab das recherchiert: in den Bergen leben keine Leute. Zum überfallen fehlt es auch an Anlass. Die Leute im Dorf erzählen sich, da sind zwei besoffen den Berg runter gestürzt. Einer war tot. Der andere konnte sich wohl kaum erinnern, war ihm vielleicht peinlich und er hat ne Geschichte erfunden.
Die Ärztin – die die Verbindungsperson zum Berliner Missionswerk ist – erzählt aber auch den Freiwilligen hier solche Geschichten. Die hucken immer in ihren Bungalows.

Wochenende gefüllt mit Waschen, Kirchbesuch, Geräte aufladen. In Matema ist schon vier Wochen kein Strom. Es sind auf der Strecke von Kyela ein paar Transformatoren durchgebrannt. Für neue braucht man Geld. Die Minister und Staatssekretäre sind aber alle in Dodoma. Das ist offiziell die Hauptstadt und Sitz des Parlaments. Die Regierung hat sich längst nach Dar es Salaam verdrückt. Wenn das Parlament tagt müssen die alle nach Dodoma.
In dieser Zeit fallen aber keine Entscheidungen. Und so gibt es eben keine Transformatoren für den Busch…

Ich habe heute das Heck fertig gemacht und an Böcken gebaut. Sebastian kam mit einem Reisenden aus Hamburg (macht dreizehn Monate Weltreise) und hat drei Hölzer für ein Fussballtor für den Kindergarten in Matema geholt. Zurück sind sie mit einem Tumbwi gepaddelt worden.

Freitag, 27. Juli, Ikombe

Sitze am Feuer und habe eine Zigarre angesteckt. Warte darauf, dass das Wasser kocht.
Heute hat es lange und stark geregnet. Im Boot steht Wasser. Gutes Zeichen.
Habe Schrauben sortiert und etwas unterm Tarp gearbeitet.
Der See hatte heut 1,5 m hohe Wellen. Man konnte beobachten, wie die Fischer mit ihren schweren Tumbwis (Einbaum) zum Ufer hin auf der Welle surfen. Nicht immer klappt das und im Nu ist das Boot voll Wasser, alles schwimmt in den Wellen inclusive der gefangenen Fische. Wir haben ein paar mal mit angepackt um die schweren Dinger auf die Steine zu ziehen.

Donnerstag, 26. Juli, Ikombe

Gestern bin ich rüber nach Matema gefahren, heut morgen zurück. Mit Sebastian hab ich vorm Bungalow auf einem Tonstove mit Holzkohle gekocht, Lebensmittel aus Mbeya verbrauchen.
Auch Rotwein.
Jetzt bin ich k.o.
Heut morgen durch die Berge waren die ganze Zeit die Rolling Stones im Ohr. Jagger längst im Rentenalter. Irgendwie schwer vorstellbar. Jetzt läuft Wild Horses.

Das Boot geht momentan sehr langsam voran. Vier Planken sind montiert. Von dieser Länge bräuchten wir 48!
Aber das wird noch ganz schöner Fummelkram.
Der Heckspiegel hat seine Sollhöhe erreicht. (Foto kommt am WE)

Ich baue jetzt noch zwei Böcke die in der Höhe verstellbar sind – als Arbeitspodest. Dann werde ich noch eine Art Treppe bauen müssen, damit man leicht ins Boot kommt.

Sonntag 22. Juli, Mbeya

Die Woche über haben wir an kleinen Stellen im Boot gearbeitet, Spanten geschliffen und die erste Planke angebracht.

die erste Planke ist dran!

Sehr grossen Wert lege ich auf den Heckspiegel. Da wird der Outboard angebracht, der schiebt das Boot an der Stelle mit 50 PS. Ich verleime sorgfältig 45er Bohlen und Quer dazu noch mal Bretter, die ich auch noch verschraube. Zum Boden hin haben wir ein stabiles Knie montiert, zu den Bordwänden kommen noch mal zwei, das sollte dann halten.

Spiegelaufbau mit Knie

Donnerstag hab ich bis zum Nachmittag gearbeitet und bin dann nach Matema gefahren. Abends habe ich den Chief und seine Frau, sowie Sebastian (der nimmt hier eine Art Auszeit und hilft im Kindergarten) in das CracyCrokodileCamp zu Spätzle eingeladen.War ein lustiger Abend! Auf dem Weg zurück nach Matema bin ich ein paar mal vom Mountainbike gefallen.

Freitag Mittag haben wir (Sebastian und ich) uns auf den Weg nach Mbeya gemacht.
Hier in Mbeya habe ich einiges fürs Boot gekauft (noch grobe Schleifscheiben, eine große Batterie, Getriebeöl, Holzleim) , jetzt müsste alles da sein.

Sind im Peace of Mind abgestiegen. Nettes Hotel!

Freitag, 12. Juli, Ikombe

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Alle Spanten sind dran!!!
sieht schon ganz nach Boot aus.
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Anania und ich waren heut stolz wie Bolle! Haben auch schon 17 Uhr Feierabend gemacht.
Das war auch nötig! Mir tut alles weh!
Heute morgen bin ich trotz zehn Stunden Schlaf – ich hab gestern Abend nicht mal mehr ein Zigarillo angemacht – erst nach einem sehr starken Kaffee in Fahrt gekommen. Den Sonntag werde ich geniessen.

Ich sitze am Feuer. Als ich angemacht habe waren wie immer ein Haufen Kinder um mich rum. Ich hab sie mal gezählt: 35. Und die haben ja Null Distanz. Sind ganz Dicht auf der Pelle.
Sie sehen alle ganz verschieden aus. Bei einigen kann ich den Vater vom Sehen zuordnen. Sie sind alle total aufgeweckt und immer aktiv. Leuchtende, sehr schöne Augen. Lachen viel. Absolut beweglich und sportlich. Jedes kann Dir hier ein Rad schlagen.

Am Strand sind immer viele junge Männer. Tags stehen sie rum oder flicken Netze. Nachmittags schlafen sie neben Ihren Booten. Nachts gehts bei fast jedem Wetter bis morgens auf den See. Die Familien brauchen Nahrung. Rings herum hacken sie an den Hängen die Vegetation kaputt und bauen auch an zu steilen Hängen Cassava an. Auch Maniok genannt.
Fünf Kinder sind hier ein Muss, das wird auch auf absehbare Zeit ein big problem.

Donnerstag, 11. Juli, Ikombe

15 Spanten sind dran. Morgen kommt der Rest. Samstag beginnt dann die Beplankung.

Komme gerade vom Essen.
Die Katze miaut (es ist fast ein Kreischen und Heulen gleichzeitig), als hätte man ihr die Jungen weg genommen.
Daneben schreit das Baby, hat auch Hunger.
Der junge Evangelist, der die Pfarrstelle inne hat, hängt mit dem Ohr an einem viel zu lauten Kofferradio, das eigentlich nur permanent rauscht. Aber auch das Rauschen benötigt die volle Lautstärke, es scheint nur „an“ und „aus“ zu geben.
Es gibt zum einhunderachtzigsten mal Reis mit Fisch.
Es ist rabenschwarze Nacht schon um halb acht!
Ich liege im Bett und rauche gleich ein Zigarillo. So lange lutsche ich noch auf einem Vollmilchbonbon. Die kleinen Sachen können richtig Freude machen!

Mittwoch, 10. Juli Ikombe

Der Boden ist von Oben fertig geschliffen.
Neun der 22 Spanten sind montiert. Jetzt sieht es richtig nach Boot aus.
Wenn das weiter so läuft geht das Ding im September vom Stapel.
Dann gibt es ein Fest. Ich spende eine Ziege.
Und LiveMusik muss her! Hab seit dem ich in Afrika bin, keine Livemusik bis auf die in der Kirche erlebt.

Dienstag, 9. Juli Ikombe

Der Boden ist wieder in normaler Position, zwanzig Männer haben ihn umgedreht.
Der drei meter lange Steven ist montiert. Zwei Spanten sind verleimt.
Es kommt darauf an immer wieder zu messen und zu überlegen. Fehler sind später nicht zu revidieren.
Vor dem Verleimen der Spanten schleife ich den Boden von innen.
Die Kante vom ovalSägen des Bodens muss ich auch etwas nachhobeln, damit das später an der Stelle dicht wird.

2 Kommentare zu „Der Aufbau beginnt

  1. (Schon zum zweiten mal Spätzle, alter Schwabe!)
    Hab grade mal wieder in Deinen Aufzeichnungen geblättert und den Baufortschritt bewundert. Und wenn man dann noch die Bilder über die Äste im Rohzustand oder die Stämme im Sägebock sieht …

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  2. Hab mich grad in den Blog eingeklinkt, sehr lesenswert. Danke für die Eindrücke. Wenn Du zurück bist, müssen wir einen roten trinken – ich stell auch ein Bier kalt 😉
    Gruß FE

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