Alles 7 Grad

Unter Wanderern sagt man bei Gewittern „Eichen sollst Du weichen, Buchen sollst Du suchen“. Ein Sprichwort unter Tischlern lautet „Buchen sind zum Verfluchen“. Das liegt daran, dass Buchenholz sehr sehr eigensinnig ist. Es neigt zum Reissen und verwirft sich gern.

Im Januar 2019 habe ich zwei ordentliche Stammstücke aus einer Potsdamer Gartenlandschaft geschenkt bekommen und die einzeln auf meinen Hänger packen lassen.

Der Volvo hatte ordentlich zu tun! Beim zweiten Stamm brach die Beplankung meines Hängers durch (ich habe später die Unterkonstruktion erneuert und die Beplankung durch eine stabile Siebdruckplatte ersetzt). Irgendwann war dann auch die Kupplung des Volvo fällig und der Werkstattmeister meinte nur, eine solche Kupplung hat er in seinem Berufsleben noch nicht gesehen…. Die Stämme habe ich in Beelitz aufsägen lassen und war von der sehr schönen Kernmaserung entzückt.

vor der Werkstatt aufgestapelt und im Wissen um die Eigenwilligkeit der Buche benutzte ich sehr kräftige Spanngurte (hinten kam auch noch einer rum) um das zu zähmen… Aber die Buche wollte nicht so wie ich! Der gesamte Stapel hat sich verdreht. Da konnte ich dann also fluchen!

Im Sommer habe ich ein paar Bohlen grob aufgesägt und einiges von dem Holz in die Werkstatt gelegt damit es auf unter 10 Prozent Holzfeuchte trocknet. Daraus wollte ich eine Küchenbank bauen. Die Bohle für die Sitzfläche habe ich mit drei schrägen (so fast diagonal) Schnitten aufgetrennt um beim Aushobeln nicht zu viel Stärke zu verlieren. Das hat geklappt. Das gleiche habe ich bei dem Brett für die Lehne machen müssen, dort sieht man das im Endzustand deutlich. Für die Beine habe ich unter der Sitzfläche Gratleisten eingefräst. Gratnuten kamen auch zur Befestigung der Lehne zum Einsatz. Beine und Lehne habe ich jeweils 7 Grad schäg gestellt. Zur Verbindung wollte ich 14er Flachdübel nutzen. Für die Flachdübelfräse (Lamello XL) brauchte es dann spezielle Vorrichtungen für die Schrägstellung wie auf den Bildern erkennbar.

Die Sitzfläche konnte auf der Tischkreissäge mit viel Staub in der Werkstatt und anschliessendem Hobeln und Schleifen ausgeformt werden. Unten dann noch ein paar Querverstrebungen rein und direkt unter die Sitzfläche noch eine Langsverstärkung geleimt.

Danach Verleimen und Schleifen, Schleifen, Schleifen. Ein Gemisch aus Tungöl, Bienenwachs sowie Carnaubawachs bildet den Oberflächenschutz.

Um den sichtbaren Übergang des schrägen Schnittes (war nicht zu verhindern) etwas zu verwirren musste ein Inlay her. In einer Kramkiste fand ich Reste aus einem früheren Projekt. Das passt ganz gut.

3 Kommentare zu „Alles 7 Grad

  1. Danke für das Teilhaben lassen an diesem Abenteuer! Eine wunderbare Bank! Die wird noch vielen Generationen Freude machen.

    Like

Hinterlasse eine Antwort zu Volker Antwort abbrechen