Festtafel – Finale und drei Kreuze†††

Die letzten Tage kam der Sommer – zumindest am Tage – zurück. So bin ich nicht in die Scheune umgezogen, sondern habe vor der Werkstatt weiter gearbeitet. Zumindest hatte ich so eine Menge hin-und-her-rennerei vermieden.

Den Mittelfuss hatte ich fertig. Danach habe ich mich an die Schmuckelemente für die Zargen und die Ecken gemacht. Für die pyramidenförmigen Elemente habe ich den Frästisch schräg gestellt und mit einem Sägeblatt gearbeitet. Für die Stirnseiten musste eine Klemmvorrichtung gebaut werden.

Die Rosetten wurden auf der Drechselbank hergestellt.IMG_6173

Wichtig: mal eine richtige Pause machen!IMG_1748

Zwischendurch wollte ein Freund noch ein Bett aus Kirsche mit mir bauen. Das ist richtig schön geworden!

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Volker: so transportiere ich manchmal mein Holz…IMG_6191

Zurück zum Tisch: Die Zargen wurden auf 20mm abgesetzt und vorher mit der Domino Langlöcher gefräst für 14er Flachdübel. Das ist dann auch sehr stabil geworden – trotzdem biegt sich das auf die Länge des Tisches noch durch. Das Ding muss von sechs! Leuten bewegt werden. Hier ein paar Bilder von den Verleimschritten.

Zwei lange Schraubzwingen (2,5m) hatte ich bestellt, die sind aber immer noch irgendwo mit der Spedition unterwegs. Das sind zwei Korpuszwingen, die man auch zum Spreizen nutzen kann. Sehr hilfreich wenn mann das Gebilde nach der Probepassung wieder auseinander nehmen muss.

Also habe ich mir zwei lange Zwingen in einer Werkstatt geliehen und meine Rohrzwingen dazu genommen. Zum Demontieren half dann traditionell der große Gummihammer.

Jetzt wurde es knifflig. Die vier Teile des Tischblattes hatte ich in Folie eingeschlagen gelagert. Eins davon wog schon einiges 2,35 x 0,65 40 stark. Ich wollte alle vier an einem Tag verleimen, denn nun musste das Draußen übernachten. Verbunden wurden die Platten untereinander mit Flachdübeln. Beim zweiten Paar hatte ich einen kleinen Versatz produziert, ca 0,7mm. Sehr ärgerlich! Ich bin immer noch mit mir gram.

Natürlich wäre möglich gewesen, den Versatz weg zu sägen – hab mich aber nicht getraut: die Furnierkante war wirklich ganz sauber gesägt. Ob ich das mit meiner Tauchsäge hinbekommen hätte? Die Zeit saß mir im Nacken. Also weiter. Den Spalt habe ich mit einem Streifen Furnier gefüllt.

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Zum Abend war ich dann damit fertig. Die Platten hatte ich zur Lagerung zwar in eine Folie eingeschlagen, trotzdem ist wohl ein wenig Feuchtigkeit über die offenen Stirnseiten rein gekrochen (ich war wieder mal zu faul, die Teile in der Scheune zu lagern). So plan, wie ich sie empfangen hatte waren sie nicht mehr. Die Flachdübel haben das wieder ausgeglichen, ein paar Versätze waren aber nach dem Verleimen zu spüren. An einer Stelle bin ich auch beim Schleifen durchs Deckfurnier gekommen. Das Sperrfurnier darunter ist deutlich dunkler. Zweiter Ärger! Zum Glück nur einmal und so gross wie ein halber Fingernagel.

Vor einiger Zeit sollte ich mal eine Treppe bauen. Für den Handlauf kaufte ich seinerzeit spezielle Fräser für die Oberfräse. Das waren ein paar Hundert Euro. Das Projekt hat sich auf halber Treppe (haha) zerschlagen und seit dem Standen die Dinger ungenutzt in der Werkstatt. Jetzt kam einer davon zum Einsatz. Der Umleimer war nur grob vorgefräst und der vorhandene Radiusfräser passte exakt zu meinen Vorstellungen. Den Rest habe ich mit dem Einhandhobel angepasst.

Nach dem Schleifen wurde eine Suppe aus Tungöl, Balsamterpentin und Bienenwachs gekocht. Ein Schuss Zitrusterpentine hinzu, dass das nicht so stinkt.

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So richtig sieht man das nicht auf dem Foto. Morgens war die Plane auf dem Tisch klitschnass.

Mit der Suppe hab ich nach dem ersten Auftrag noch mal in Öl mit 320er Schleifgitter die Poren vom Mahagoni etwas geschlossen. Das Ding ist zwar filigran steht da aber wie ein Monolith. Ich freu mich nicht auf den Transport, aber auf den Tag, wo man ihn im neuen Zuhause stehen sieht. Ich glaube der passt da rein, als ob er da gebohren wurde. Ich zeige hier mal Details aus der Zimmerausstattung.

Und nun mach ich drei Kreuze†††

Die Dimension des Tisches sprengt um ein Vielfaches die Dimension meiner Werkstatt.IMG_6232

(den Deckel meines Objektives hab ich vergessen) Danach hab ich einen Schnaps getrunken. Zur Belohnung habe ich mir einen Lie Nielsen Nr4 in Bronze geschenkt!IMG_0513

9 Kommentare zu „Festtafel – Finale und drei Kreuze†††

  1. Hallo Rainer,

    Chapeau. Dieser Beitrag passt so gut zu Deinem Blog. Vielen Dank, dass Du daran teilhaben lässt. Handarbeit und dann in dieser Dimension und mit dem Ergebnis. Bewundernswert! Für mich ist das Handwerkskunst und die Bilder betrachte ich mit großem Respekt. Ein toller Beitrag für einen Sonntag. Besonders, da Du zeigst, dass das Leben auch noch andere Genüße bereithält. Viel Freude mit dem neuen Werkzeug.

    Herzliche Grüße

    Uwe

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  2. Hallo Rainer,

    Wahnsinn! Ein toller Tisch ist das geworden, die Dimensionen sprengen einfach alles.
    Schöne Detaillösungen und tolle Bilder. Auch das Bett gefällt mir sehr gut!

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  3. Du hast meine tiefste Bewunderung, feiner Tisch, im nächsten Leben würde ich mir meine Büromöbel von Dir machen lassen Prost&Grüße Carsten

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  4. Hallo Rainer, was für eine fantastische Arbeit! Ein absoluter Traum. Ich bewundere Dich für Deine Vielseitigkeit! Viele Grüße, André

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  5. Hallo Rainer,
    du musst mich wegen meinem Bonsai-Anhänger nicht verspotten. Das tut mir auch weh! 😉
    Du hättest sicherlich viel Freude daran, wenn 2 Meter Birne, 50 mm stark und 75cm breit auf deinem Autodach liegen würden. Ich habe Holz transportiert… Du dagegen Zahnstocher!
    Nun zum erfreulichen Teil deines Berichts:
    Der Tisch sieht wirklich klasse aus. Tolle Arbeit!!
    (Vom Transport könntest du aber schon noch ein paar Bilder einstellen!)
    Das Bett ist auch gelungen – der Spiegel ist besonders schön!

    Herzliche Grüße
    Volker

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    1. Nein! Ich habe Dich nicht verspottet. Mein Dachgepäckträger macht bei 100kg schlapp. 150 waren wohl drauf. Ich leihe mir für größere Transporte einen gebremsten Hänger.
      Gruss zurück!

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      1. Hab heute schon im Netz geschaut. Bei mir im Landkreis ist die Firma Kagerer. Die bauen nicht nur Hänger, sondern die verleihen auch. Im Frühjahr werde ich dann den restlichen Baum holen.

        Gruß
        Volker

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  6. Hallo Rainer,
    ich habe zu dem Bett mal eine Frage, weil ich auch gerade wieder mal eines baue:
    Ich gehe davon aus, dass Bett kann auch zerlegt werden. Wie hast du denn die Verbindung der Seiten mit den Bettfüßen gelöst?
    Mir ist da bisher nichts besseres eingefallen, als Schrauben und Tonnenmuttern zu verwenden.
    Die Betthaken aus Metall möchte ich nicht verwenden. Am liebsten wäre mir ja eine reine Holzverbindung die lösbar ist. Keilverbindung oder so. Aber ich hab da noch keine Lösung gefunden, die man für ein Bett verwenden könnte.
    Hast du eine Idee?
    Viele Grüße
    Volker

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