Wir machen uns an den „Rest“

Sitzbank mit BordleisteDienstag Abend, 18. September Ikombe

Sitze in meiner Bootswerft, es ist stockdunkel, der See plätschert, Grillen und Kröten machen Lärm um die Wette.
Lauer Wind kommt die Berge runter. Es wird langsam wieder wärmer. Der Sommer kommt zurück. Heute waren mal seit langer Zeit Wolken am Himmel. Die Leute sehnen sich nach Regen.
Es wird Zeit, dass wir fertig werden. Ich schwitze mehr und mehr bei der Arbeit.
Wir bauen gerade den Wellenabweiser und schliessen oben die Bordwände ab. Den Wellenabweiser habe ich etwas ambitioniert entworfen. Wir müssen die stabilen Bretter extrem biegen. Ich habe immer Angst, dass uns eins um die Ohren fliegt. Damit könnte man schwere Steine katapultieren. Sieht aber gut aus!
Wir bauen ringsherum oben direkt unter der Bordleiste Sitzbänke. Zumindest bekommen die Leute bis auf das ein und aussteigen dann keine Nassen Füsse… Gute Aussicht ist garantiert.

Ich habe gestern noch mal alle Restarbeiten aufgelistet und den Termin für die Tour nach Karonga/Malawi in den Oktober geschoben. Am 6. Oktober, ein Samstag, ist es dann auch höchste Zeit. Am 10. will ich schon Matema Richtung Iringa verlassen.

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Freitag, 14. September, Ikombe

Gottesdienst und Charty gingen 10 Stunden. Es kamen über zwei Millionen Schillinge zusammen, also etwas um die 1000 Euro. Das ist für ein Dorf in Afrika eine Menge. Für Essen und Getränke haben sie zuvor knapp die Hälfte investiert.

Das Boot geht kontinuierlich voran. Der Boden ist geschlossen, die Bordwände sind fast fertig.
Wir schleifen fleissig und dichten alle Lücken die wir finden mit dünnen, konisch gehobelten Leisten.

Samstag, 8. September Matema

Morgen ist ein grösserer Gottesdienst bei den Lutheranern in Ikombe mit anschliessender Charity und ich soll unbedingt kommen. Deshalb hab ich mir heute frei genommen mach mich dann morgen früh wieder durch die Berge.

Die Woche haben wir die Steuerbordseite fast dicht gemacht. Die letzte Schlussleiste ist schon fast fertig bearbeitet und muss dann eingeleimt werden. Das war eine verdammte Quälerei. Hier sieht man die filigranste der Leisten, geschwungen wie ein elegantes Stuhlbein.

die filigranste der Leisten zwischen Bordwand und Boden

Letzte Woche haben sie am Sottag einige Felder in der Nähe von Matema angesteckt. Das ist wohl eine der sinnlosen Traditionen, die Felder zu bearbeiten.
Der Wind trieb das Feuer, das ganze Büsche und Bäume erfasste in Richtung Matema.
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Ich sah, wie ganze verkohlte Grasbüsche vom Himmel fielen. Da mein Bungalow mit Stroh gedeckt ist, beschloss ich, zügig meine Sachen zu packen. Weit nach Mitternacht bin ich dann schlafen gegangen. Am nächsten Morgen waren die Strohdächer und der ganze Strand voll mit diesen verkohlten Grasbüscheln. Echt verrückt, diese Tanzanier!
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Mittwoch, 5. September Matema

Drei Schlussplanken fehlen noch! Dann hat die Quälerei ein Ende.

Samstag, 1. September Matema

Wochenende!

Man ist das schwer! Wir haben die ganze Woche geschuftet und erst eine Seite fertig bekommen.
Ich bin grädert!
Der Termin 21. des Monats Jungfernfahrt nach Karonga beginnt zu wackeln.
Die Nächste Woche werden wir brauchen die zweite Seite dicht zu machen. Montag werden wir erst mal den Motor von Matema nach Ikombe schiffen. Das Ding ist in einem Stahlgerüst montiert und wiegt bestimmt drei Zentner.

Das ist die „Lücke“, die es zu schliessen gilt:
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Hier etwas genauer, zwei Planken müssen in Winkel, Höhe und Länge angepasst werden, wobei der Boden geschwungen ist:
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Von Innen sieht das Gefummel dann so aus:
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Das ist die unten fertige Seite:20120901-231244.jpg

Unten sieht man die blaue Farbe vom Boden.

Donnerstag, 30. August , Ikombe

Gerade war ich noch baden. Die Sonne ging Dunkellachsrot hinter den Bergen von Mbeya unter.
Ein kleiner Ball im Dunst des Sees, der fast Spiegelglatt ist.
Auf der anderen Seite kam der Vollmond über die Berge.
Kaum bin ich aus dem Wasser ist es stockdunkel.

Seit zweieinhalb Wochen ist hier auf dem Gelände das der Kirche gehört (sehr weitläufig) ein Sprachcamp für 85 Kinder untergebracht. Das ist zeitweise laut und staubig, die Plumsklos in der Nähe meiner Hütte stinken und am nervigsten ist es, dass sie versuchen vollständig englisch zu konversieren. Das klingt sowieso wie pakistanisches englisch und beschränkt sich auf die Abfolge von „You! You!! You!!! Come here!“ wobei das „You“ jeweils lauter und energischer wird.
Morgens ist Antreten und dann gibt es das erste mal für irgend welche Verfehlungen Schläge mit der Bambusrute. Die Kinder Schreien und mir geht das durch Mark und Bein!
Die Lehrer verstehen nicht, dass man die Kinder auch ohne Schläge erziehen kann. Ich erklärte ihnen, dass das in Europa und auch anderen Teilen der Welt unter Strafe steht. Dass nicht mal die Eltern ihre Kinder schlagen dürften war für deren Vorstellungsvermögen dann doch zu viel…

Wie vermutet sind die Abschlüsse zwischen Bordwand und Boden eine Quälerei. Es geht sehr langsam, der August ist um und zum Wochenende haben wir nur eine Seite fertig.
Hetzten bringt aber nur Ungenauigkeiten und das Nacharbeiten kostet noch mehr Zeit.

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Samstag, 25. August, Matema

So sah meine Werkbank gestern zum Feierabend aus:

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Die erste Schlussplanke zwischen Bordwand und Boden ist dran. Wir haben den ganzen Tag gemessen und gehobelt und gemessen und gehobelt und…

Diese Prozedur müssen wir noch neun oder elf mal wiederholen, je nach Länge der Planken. Es ist aber absehbar, dass das in den nächsten zwei Wochen gelingen sollte.
Den Termin für die erste richtige Tour habe ich jetzt festgelegt: 21. September 6.00 Uhr geht es ab nach Karonga, Malawi, den Motor einfahren. Das will ich selbst machen.

4 Kommentare zu „Wir machen uns an den „Rest“

  1. Herzlichen Glückwunsch, Rainer, es ist schön den Fortschritt zu sehen. Ich hätte große Lust mitzuhelfen – ich bin ja selbst auch ein „Holzwurm“. Ich bereite hier gerade zum ersten mal eine Ausstellung mit meinen Werken vor, zum Tag des Offenen Denkmals dies Jahr zum Thema Holz Sie wird noch bis Weihnachten stehen, vielleicht hast Dui ja Gelegenheit, sie zu sehen, wenn Du wieder da bist. Gruß Kees

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    1. Wie machen wir das überhaupt hier mit der Übergabe der ganzen Sachen? Bootsmotor, Generator, Werkzeuge.
      Kommt jemand mal offiziell vorbei?
      Das Boot will ich am 21. September einfahren. Am 23. machen wir dann hier einen darauf abgestimmten Gottesdienst und danach gibt es Ziege.

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  2. chapeau rainer,
    hatte eine weile nicht reingeschaut, die zeit und so …
    mit dem ‚aus scheiße bonbons machen‘ ist das ja so eine sache. dort aber vor ort, unter den bedingungen & in der zeit dieses boot so zu bauen ist eigentlich ein thema fürs ‚guinessbuch‘!

    wünsche guten Stapellauf, immer eine handbreit wasser unterm kiel & freue mich auf deine rückkehr – es gibt auch hier gut zu tun!
    ciao
    ludwig

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